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Yoga hier, Yoga da, Yoga dort - Yoga, Yoga, Yoga, wohin man schaut. Und jetzt auch noch Biografie-Yoga?

Was sich erst mal wie ein neuer Marketinggag anhört, ist Ergebnis der intensiven Beschäftigung mit der Frage: Was ist Biografiearbeit – denn darum geht es hier - überhaupt für mich?

 

Bei meinen Überlegungen zu dieser Frage haben sich die Parallelen von Biografiearbeit und Yoga geradezu aufgedrängt:

Beide erfordern eine intensive Wahrnehmung dessen, was war, was ist und was noch sein kann, beide erfordern - will man vorankommen - ein kontinuierliches, progressives Sich-Einlassen. Bei beiden werden alte Blockaden bewusst gemacht und neue Spielräume eröffnet, beide können einen positiven Effekt auf Körper und Psyche haben und tragen so zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden bei.

Noch mehr Parallelen zwischen Biografiearbeit und Yoga? Bitteschön: Beide eint das Hineingehen in (gedankliche) Bewegungen, das Assoziieren, das Innehalten und Ausbalancieren.

 

Je genauer ich die Biografiearbeit auseinandernehme, desto deutlicher erscheint mir die Verbindung zum Yoga, erfordert doch das eine wie das andere, sich an Altes und Neues heranzutasten, hineinzuspüren, sich dessen bewusst zu werden, es zu dehnen, auszuprobieren und zu erfahren.  

 

Bei der Biografiearbeit geht es zunächst darum, sich sanft und vorsichtig an wichtige Lebensthemen heranzutasten. Solche, die immer wieder beschäftigen und solche, die immer wieder Einfluss nehmen, im Positiven, aber oft auch im Negativen. Eben die Themen, die - setzt man sich nicht irgendwann bewusst mit ihnen auseinander - das eigene Handeln immer wieder (und oftmals ungewollt und unvorteilhaft) steuern.

In einem ersten Schritt spürt man diesen Themen auf und macht sie sich bewusst, um sie genauer betrachten zu können. Dafür muss man sich in die eigene Biografie und sich selbst hineindenken und -fühlen, um Schritt für Schritt dem auf die Spur zu kommen, was wichtig war und ist, was bewegte und bewegt, was immer wieder einholt.

Auf diesem Weg begegnet man Emotionen und Gedanken, die mehr oder weniger zugänglich sind. Manche Gedankengänge sind zunächst völlig blockiert und wollen fürs Erste umgangen werden, andere sind mühsam und schwer zugänglich, aber mit ein wenig Anstrengung doch erreichbar. Dafür lassen sich wieder andere Überlegungen beinahe mühelos vertiefen und ausdehnen, bis sie so umfassend und deutlich sind, dass sie neue Einsichten nach sich ziehen. An anderer Stelle wiederum werden Mängel sichtbar, es wird klar, dass noch etwas fehlt und im besten Falle auch, was noch fehlt, um den nächsten wichtigen Bewusstseins-, Erkenntnis- oder Handlungsschritt tun zu können.

Fortwährend geht es darum zu erkennen, wo und wann noch mehr gedanklicher und emotionaler Bewegungsspielraum ist, wo noch ein Zugang zu einer tieferen Ebene möglich ist, wo etwas transformiert werden will.

Manchmal erfordert dieser Prozess, dass ich mich von Altem verabschiede oder es reaktiviere, manchmal, dass ich Neues wage. Währenddessen gilt es fortlaufend wahrzunehmen, was all die Erkenntnisse, die Gefühle und Gedanken mit mir machen: Wie fühlt es sich an, ein altes Thema aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten? Wie ist es, mich von einem Gedanken komplett zu verabschieden? Und was macht es mit mir, wenn ich mich gedanklich und „gefühlstechnisch“ auf völlig neues Terrain einlasse?

Eines ist sicher: Auf dem biografischen Weg werde ich von Altem und Neuem überrascht werden.

 

Mindestens ebenso spannend und aufschlussreich wie die thematische Entdeckungsreise ist es, Zusammenhänge und Querverbindungen innerhalb der eigenen Biografie zu entdecken. Auf einmal treten Muster hervor und es wird klar, dass auf Schritt A jedes Mal Schritt B, C und D folgen. Sobald ich mir solcher Muster bewusst werde, kann ich wesentlich selbstbestimmter handeln und ungewünschte Abläufe durchbrechen.

 

Nach und nach wird die eigene Biografie immer zugänglicher, störende Muster können aufgelöst und neue, hilfreiche und wünschenswerte aufgebaut werden. Durch den bewussten Umgang mit der eigenen Biografie erobert man sich gedanklichen und faktischen Freiraum.

Ganz so wie beim Yoga physische (und oft auch seelische) Blockaden behoben werden und neuer Bewegungsraum entsteht.

 

Man kann das alleine üben, man muss es teilweise alleine üben, aber es hilft, jemanden an der Seite zu haben, der sanft in gedankliche Bewegungen hineinschiebt: Einen Biografiebegleiter, der den Prozess beobachtet, Feedback gibt, motiviert, Vorschläge macht, Räume öffnet, Einsichten vertieft und das Ganze mithilfe diverser biografischer Methoden unterstützt.

So kann er/sie sanft in alte und neue Gedankengänge und Bewusstseinsebenen hineinführen – ganz wie ein Yogalehrer seine Schüler manchmal in Bewegungen hineinschiebt, um ihnen zu zeigen, wie viel Spielraum noch vorhanden ist.

 

Bei so vielen Parallelen drängt sich der Vergleich von Biografiearbeit und Yoga auf: Biografiearbeit - eine Art Verwandte von Yoga.

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